Vertikale Begrünung

Rodgau, Februar 2017

Mit vertikaler Begrünung lassen sich Gebäudefassaden langfristig bepflanzen – auch mit dem Ziel, das Mikroklima positiv zu beeinflussen, die Feinstaubkonzentration zu senken und den Schallschutz zu verbessern.
UNIKA hat gemeinsam mit dem Fraunhofer-Institut für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik UMSICHT, Oberhausen, und biolit, Essen, ein Pilotsystem zur vertikalen Begrünung entwickelt, das bereits heute im kleinen Rahmen einsatzfähig ist.
Urbanität ist der Trend der Zukunft. Seit 2005 gibt es weltweit bereit 20 Megastädte, seit 2007 leben genauso viele Menschen in Städten wie auf dem Land. Und der Trend ist ungebrochen. So progostiziert die UNO einen Anstieg der städtischen Bevölkerung bis 2030 auf über 60 Prozent. Keine 20 Jahre später sollen es laut UNO dann schon rund 70 Prozent sein. Aus dieser Entwicklung heraus gerät zwangsläufig auch die Begrünung des urbanen Raums ins Blickfeld von Architekten und Planern. Zum einen besteht der Wunsch, grüne Flächen als gestalterisches Element zu verwenden. Zum anderen verspricht man sich positive Einflüsse auf die CO2-Bindung und Feinstaubfilterung, das Mikroklima und den Schallschutz.
Für die Begrünung von Dächern gibt es mittlerweile viele Lösungsansätze. Die Begrünung vertikaler Flächen wie Gebäudefassaden steckt dagegen noch in den Anfängen. Das gemeinsam mit dem Fraunhofer-Institut UMSICHT und biolit entwickelte Pilotsystem für vertikale Begrünung ist ein Modulsystem, dass bodenungebunden funktioniert und auf der Basis mineralischer Bauelemente aus UNIKA Kalksandstein errichtet wird. Diese werden zu großflächigen Elementen verbaut und mit verschiedenen Pflanzenarten begrünt. Bereits seit Anfang 2015 sind Pilotsysteme in Castrop-Rauxel (UNIKA), in Orihuela in Spanien (biolit) und in Oberhausen (Fraunhofer UMSICHT) zu Forschungszwecken installiert. Neben Untersuchungen zum Bewässerungsverhalten, Pflanzenwachstum und zur Feinstaubsorption steht derzeit vor allem die positive Beeinflussung des Mikroklimas im Fokus: Speziell in großen Städten gibt es Areale, die signifikant wärmer sind als die Umgebung, sogenannte Urban Heat Islands. Mit der Vertikalbegrünung lässt sich die Überhitzung im urbanen Raum reduzieren. Das belegen auch Aufnahmen mit einer Wärmebildkamera. Hierauf ist zu erkennen, dass die Pilotwand deutlich kühler ist als die Umgebung. Das gemeinsam mit UMSICHT entwickelte System zur wandgebundenen vertikalen Begrünung lässt sich bereits jetzt in der Praxis nutzen, beispielsweise als Trennwand zwischen zwei Häusern. Einzelne Bauelemente lassen sich zu einem skalierbaren Modul zusammensetzten, mit dem beliebig große Flächen zu erstellen sind. Ein mögliches Einsatzgebiet könnten langfristig die Lärmschutzwände an Autobahnen sein. Auch für Privatleute bietet das System eine interessante Option: Die Baumodule eignen sich durch ein automatisches Bewässerungssystem für die Obst- und Gemüseaufzucht wie Erdbeeren oder Zucchini selbst auf der eigenen Terrasse.

Bild und Video: Frauenhofer-Institut UMSICHT